„Ich brauche einen Blutdrucksenker!“
Der in Graz lebende Kärntner Journalist Michael Tschida erhält den „17. Kärntner Lyrikpreis der Stadtwerke Klagenfurt“. Am Donnerstag, 28. November, werden 15 Auszeichnungen vergeben.
„Zuerst nehme ich einen Blutdrucksenker und dann einen kleinen Freudentrunk“, erklärte der völlig überraschte Journalist Michael Tschida, als ihm Schriftsteller Josef Winkler nach der Jurysitzung im Klagenfurter Hotel „Sandwirth“ zum Sieg beim „17. Kärntner Lyrikpreis der Stadtwerke Klagenfurt“ gratulierte. Der Sieger, der mit seinen Texten die unabhängige Jury überzeugen konnte, erklärte: „Dieser großartige Literaturwettbewerb hat mich wieder zum Dichten gebracht!“ Der 1963 in Villach geborene Autor schrieb bereits als Schüler und Student Lyrik und gab mit 20 Jahren einen Gedichtband heraus. Als Tschida vor einigen Jahren erneut vom Kärntner Lyrikpreis las, probierte er es wieder mit der Lyrik und gewann einen Anerkennungspreis. Jetzt erhält der Gründer und langjährige künstlerische Leiter von „ORFEO“ (Reihe vokaler Ereignisse) 5000 Euro Siegesprämie, eine Urkunde und eine Glastrophäe der HTL Ferlach. Michael Tschida – er studierte Germanistik, Geschichte, Anglistik und die Fächerkombination Philosophie, Psychologie und Pädagogik – beschäftigte sich in einer Diplomarbeit mit „Egon Schiele als Lyriker“. Da Tschida allerdings in die Lehrredaktion der „Kleine Zeitung“ wechselte und seit 1990 als Redakteur tätig ist, konnte diese Arbeit nicht zur Gänze abgeschlossen werden.
Der Zyklus ORFEO war die weltweit erste und lange Zeit einzige Abonnementreihe, die ausschließlich Vokalmusik präsentierte – mit 62 Konzerten und herausragenden Chören und Solisten aus aller Welt. Der Lohn für den Vollblut-Schreiber, Beilagen-Chef und Musiker: Der Erwin-Ortner-Preis zur Förderung der Chormusik. Michael Tschida veröffentlichte Musiktexte, das Hörspiel „Egon Schiele in Kärnten“ sowie diverse Anthologien und Beiträge in Literaturzeitschriften. Tschida: „Ich bin seit 35 Jahren Journalist und null Jahre wirklich Literat. Aber das Wort ist immer schon mein Instrument gewesen und bleibt es.“
Auf Platz zwei landet Verena Schumanski, eine in Wien lebende Kärntnerin. Die ausgebildete Schauspielerin und Englischtrainerin erhält 1500 Euro. Schumanski, Jahrgang 1976, wurde 2020 mit dem Hauptpreis des Landes Kärnten für Prosa und 2022 mit dem „Sternenpreis“ geehrt.
Platz drei (800 Euro) geht an den bereits mehrfach ausgezeichneten Feistritzer Autor Stefan Feinig (Jahrgang 1987), der seine Werke in deutscher und slowenischer Sprache veröffentlicht.
Es folgen fünf 500-Euro-Geldpreise: Die Prämie der PosterService GmbH (PSG, 4. Platz ) wird der Klagenfurterin Babara Pachler zuerkannt. Pachler kann auf eine Reihe von Veröffentlichungen, Preise und Stipendien verweisen. Siegfried Gelhausen aus Irschen wird mit dem Preis der Kraftwerkserrichtungs- und Betriebsgesellschaft (KEG) belohnt, über den Preis des PEN-Club Austria kann sich der Klagenfurter Literaturwissenschafter und Literaturförderungspreisträger Dominik Srienc freuen, der bereits mit dem Kristall-Preis des internationalen Literaturfestivals Vilenica gewürdigt worden ist. Den Preis des Kärntner Drava-Verlages (ebenfalls 500 Euro) beansprucht Katharina Kaufmann aus Ebenthal für sich. Kaufmann ist ebenfalls keine Unbekannte im Literaturbetrieb.
Die Auszeichnung des slowenischen Kulturverbandes für einen slowenischen Autor/eine Autorin wird der in Graz lebenden Kärntnerin Rezka Kanzian überreicht, Gründerin des mittlerweile aufgelösten Grazer werkraumtheaters.
Anerkennungspreise gehen an den Himmelberger Ernst König, die Ferlacherin Vera Wutti-Incko, die in Innsbruck lebende Minu Ghedina, den Klagenfurter John Patrick Platzer und an Künstlerin und Musikerin Lena Kolter aus Ludmannsdorf.
Den mit 3000 Euro dotierten Kulturpreis des Landes Kärnten kann die in Kötschach-Mauthen aufgewachsene und mehrfach ausgezeichnete Autorin Andrea Drumbl für ihr bisheriges literarisches Schaffen in Empfang nehmen. Drumbl hat u. a. auch den „Kärntner Lyrikpreis“ gewonnen.
Der mit 1500 Euro ausgelobte Preis der Landeshauptstadt Klagenfurt geht laut Jurybeschluss an Manuela Tomic (ebenfalls für ihr literarisches Schaffen, etwa Hörspiele).
Heuer hatte die hochkarätige Jury rund 120 Autorinnen und Autoren der deutschen bzw. slowenischen Sprache anonym zu beurteilen. Die Jury: Vorsitzender Dr. Günter Schmidauer, Literaturexpertin Mag. Katharina Herzmansky, Journalistin Ilse Gehardt, Übersetzerin Mag. Zdenka Hafner-Celan, Schriftsteller Dr. h. c. Josef Winkler und Autor Dr. Harald Raffer (ohne Stimmrecht). Insgesamt werden 10 Geldpreise (Gesamtwert rund 15.000 Euro) und fünf Anerkennungspreise vergeben. Jury-Vorsitzendender Dr. Schmidauer: „Es ist faszinierend, dass Jahr für Jahr so viele Autorinnen und Autoren bei diesem ungewöhnlichen Literurfest mitmachen und sich dabei einer außergewöhnlichen Sprache bedienen“. Lyrikpreis-Erfinder Dr. Raffer: „Auch diesmal fanden sich bei den Einreichungen die unterschiedlichsten Themen.“ Frei nach dem Spruch von Rainer Maria Rilke: „Edle Lyrik ist das beste Heilmittel gegen die Unrast jeder Zeit“.
Die STW-Vorstandsdirektoren Dipl.-Ing. Erwin Smole und Ing. Mag. Harald Tschurnig laden alle Freunde der Dichtkunst am Donnerstag (28. November) um 18 Uhr im Rahmen der zweitgrößten Kärntner Literaturveranstaltung ins Klagenfurter Stadthaus zur feierlichen Preisübergabe ein. Sieger lesen aus ihren Werken, es spielt das Duo „Appassionato“, der Eintritt ist frei.
Eine Kostprobe aus dem Siegertext:
worte dengeln
bis zum wettschliff
dann die silben hineinschneiden
ins bauchfell der sprache
gedanken schweißen
in die stirnnaht des schädels
bis metallen es schmeckt
auf damaszenerner zunge