„Ein Fest der Poesie!“
Das bis auf den letzten Platz besetzte Klagenfurter ORF-Theater präsentierte sich gestern Abend beim „15. Kärntner Lyrikpreis der Klagenfurter Stadtwerke“ als faszinierende Wörter-Bühne mit feinsinnigen Buchstaben-Kompositionen, gefühlvollen Gleichklang-Kreationen und fantasievoll geschmiedeten Versen. Nach zwei Jahren covid-bedingter Zwangspause konnte das beliebte Kulturevent, die zweitgrößte Literaturveranstaltung Kärntens, wieder interessierte Besucher begeistern. Die sechs Erstplatzierten lasen aus ihren prämierten Werken, für Klaviermusik sorgte der international bekannte Jazzmusiker Karen Asatrian. Es „hagelte“ Siegesprämien im Wert von rund 15.000 Euro – für deutsche und slowenische Autoren.
„Seit 2008 wird der Kärntner Lyrikpreis von den Klagenfurter Stadtwerken ausgeschrieben und in ununterbrochener Reihenfolge durchgeführt! Das war auch in den letzten Jahren der Covid-Pandemie so, als wir die Sieger nur im kleinen Kreis ehren konnten“, stellte Moderator STW-Sprecher Dr. Harald Raffer eingangs fest . Stadtwerke-Vorstand Dipl.-Ing. Erwin Smole zeigte sich von der ungebrochenen Faszination der Gattung Lyrik tief beeindruckt. Auch diesmal beteiligten sich rund 200 Zeilen-Dompteure mit großartigen Texten an dem über Österreich hinaus bekannten Wettbewerb. Wie der STW-Vorstand versicherte, müsse ein traditionsreiches städtisches Dienstleistungsunternehmen auch den wichtigen gesellschaftlichen Bereich „Kultur“ unterstützen. Mit anderen Worten: Bei den STW steht Literatur stets energiegeladen „unter Strom“.
Erfreut nahm der Klagenfurter Wissenschaftler Doz. Dr. Rudolf-Christian Hanschitz die Siegesprämie von 5000 Euro für den 1. Platz in Empfang, ebenfalls eine Urkunde und eine von der HTL Ferlach kunstvoll angefertigte goldene Feder. Philosoph Hanschitz, der demnächst mehrere literarische Projekte umsetzen will, las seine Siegertexte und fand damit beim Publikum großen Zuspruch. Der gelernte Tischler schaffte es bis zum Privatdozenten, der sich zuletzt erfolgreich der „besonderen Ausdrucksweise der Lyrik“ verschrieben hat. Die Klagenfurterin Verena Gotthardt, die Platz zwei (1500 Euro) erringen konnte und in deutscher sowie slowenischer Sprache schreibt, war bereits für den Bachmann-Preis nominiert. Sie ist erkrankt, die Auszeichnung wurde von ihrer Mutter entgegengenommen. Die Wolfsberger Lyrikerin Rebekka Scharf konnte sich über den dritten Platz (800 Euro) freuen.
Den Preis der PosterService GmbH (PSG, 500 Euro) übernahm der Klagenfurter Mag. Dominik Srienc. Den Preis der Kraftwerkserrichtungs- und Betriebsgesellschaft (KEG, 500 Euro) überreichte Geschäftsführer Dipl.-Ing. Heinz Koch an den Klagenfurter Erich Pacher. Den „Sternenpreis“ des Klagenfurter Planetariums (500 Euro) erhielt die in Wien lebende Kärntnerin Verena Schumanski.
Es gab weitere sechs Anerkennungspreise: Dr. Werner Delanoy, Anton Rauter, Irmgard Janschitz, Barbara Pachler, Dennis Staats und Dr. Miriam Auer. Einige der Geehrten konnten schon bei vorigen Bewerben eindrucksvoll punkten.
Mit dem Preis des Landes Kärnten (3000 Euro) – überreicht von Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr. Beate Prettner – wurde die Klagenfurter Schriftstellerin Katharina Godler für ihr bisheriges Schaffen geehrt. Den Preis der Landeshauptstadt Klagenfurt (1500 Euro) erhielt der Kärntner Schriftsteller Engelbert Obernosterer für sein Lebenswerk. Der Klagenfurter Kulturstadtrat Mag. Franz Petritz gratulierte dem „Ausnahme-Schreiber“. Die Laudationes auf Obernosterer und Godler hielt Juryvorsitzender Dr. Günter Schmidauer.
Erstmals wurde heuer auch eine 1000-Euro-Prämie für einen slowenischen Dichter/eine slowenische Dichterin ausgelobt – vom Zentralverband slowenischer Organisationen. Obmann Manuel Jug gratulierte dem Publizisten Mag. Stefan Feinig aus Feistritz im Rosental zu dieser eindrucksvollen Auszeichnung. Jug dankte den Stadtwerken für diese Veranstaltungsreihe, die das Miteinander der beiden Volksgruppen vorbildlich fördern würde. Gerade die Sprache sei dafür ein geeignetes Instrument.
Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung präsentierten STW-Sprecher Prof. Dr. Harald Raffer und Jury- Vorsitzender Dr. Günter Schmidauer eine druckfrische und von den STW in Auftrag gegebene Anthologie mit dem Titel „Kärnten Poesie“ (Hermagoras-Verlag, 240 Seiten). Dieser seit heute in den Buchhandlungen erhältliche Prachtband entpuppt sich als beachtenswertes Nachschlagwerk für 15 Jahre Kärntner Lyrikpreis mit Siegern bzw. deren Gedichten und mit Stellungnahmen prominenter Kulturexperten. Im Band sind schon die aktuellen Gewinner 2022 mit ihren Texten enthalten. Äußert positiv äußerte sich bereits der österreichische PEN-Club über diese Dokumentation zur „lebenden Lyrik“.
Jury-Vorsitzender Dr. Günter Schmidauer: „15 Jahre Kärntner Lyrikpreis – das sind 15 Jahre dokumentierte Literatur! Ein herzliches Danke den Klagenfurter Stadtwerken für diesen bedeutsamen Beitrag zum Kulturgeschehen und für dieses wunderbare Event. Das ist ein Fest der Poesie!“
Zu Beginn der Veranstaltung zeichnete Bürgermeister Christian Scheider nach einem Beschluss des Klagenfurter Stadtsenates den völlig überraschten STW-Sprecher Harald Raffer mit der Ehrenurkunde der Landeshauptstadt aus. Der Bürgermeister begründete dies mit „besondere Leistungen um das Ansehen der Stadt im journalistischen und kulturellen Bereich, insbesondere als langjähriger Chefreporter der KTZ, Buchautor und Erfinder des Kärntner Lyrikpreises.“
Raffer konnte zur Veranstaltung zahlreiche Ehrengäste begrüßen, u. a. ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard als Chefin des Hauses, Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr. Beate Prettner, Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider, Kulturstadtrat Mag. Franz Petritz, die Gemeinderäte Mag. Manfred Jantscher, Ulrike Herzig, Michael Gußnig, Mag. Martin Lemmerhofer, Manuel Jug (Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen) mit Volksgruppenvertreter Marjan Sturm, Mag. Gerlinde Duller von der Bildungsdirektion Kärnten sowie Ex-KEG-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Anton Smolak.
Übrigens – der „Kärntner Lyrikpreis der STW“ wurde bereits selbst vier Mal ausgezeichnet – mit dem österreichischen Kunst-Sponsoring-Preis „Maecenas“.
Die strenge Jury, die die Texte anonym bewertet (seit 2008 über 15.000 Gedichte): Vorsitzender Autor Dr. Günter Schmidauer, Schriftsteller und Büchnerpreis-Träger Dr. h. c. Josef Winkler, Autorin Ilse Gerhardt, Kulturexpertin Mag. Katharina Herzmansky, MMMag. DDr. Richard Götz und STW-Stimme Dr. Harald Raffer (Organisation).
Günter Schmidauer: „Diesmal waren wieder großartige Texte dabei, die ebenfalls eine Auszeichnung verdient hätten. Die Jury muss aber eine Reihung vornehmen!“
Auch heuer gibt es im Rahmen des „Kärntner Lyrikpreises“ in Zusammenarbeit mit der Kärntner Bildungsdirektion und der Stadt einen eigenen Schüler-Wettbewerb, bei dem Jugendliche Gedichte prominenter Schriftsteller in Bilder verwandeln (Ernst Jandl, Arthur Rimbaud, Günther Anders). Die Werke werden bewertet, prämiert und im Frühjahr 2023 in der Klagenfurter Stadtgalerie ausgestellt.